UmsteiGERN mit Daniel
18 Kilometer am Tag, gut 6000 im Jahr: Daniel und sein Fahrrad sind quasi untrennbar. Mit dem Auto in die Innenstadt von Dortmund? Kommt nicht in Frage.
Unweit der B1 wohnt Sebina. In ihrem Garten ist jedoch wenig davon zu hören. Hier zwitschern die Vögel, nur ein leichtes Rauschen lässt den alltäglichen Verkehr auf dem naheliegenden Westfalendamm vermuten. Und weil es bei ihr im Viertel so schön ruhig ist – und das auch so bleiben soll – ist Sebina autofrei unterwegs.
Ob zum Phoenixsee, auf der Kaiserstraße oder zum Supermarkt: die 50-jährige Dortmunderin genießt die regelmäßigen Spaziergänge durch Dortmund. Den drei Kilometer langen Arbeitsweg zum Friseursalon legt sie mit dem Rad oder der Bahn zurück, je nach Wetterlage. Sebina hat keinen Führerschein, vermisst ihn aber auch nicht. „Ich weiß zwar nicht, wie es mit wäre, aber ich bin mir ziemlich sicher: Auch mit Führerschein würde ich fahrradfahren oder zu Fuß gehen.“ Als berufstätige Mutter ist sie viel in Dortmund unterwegs, kauft hier Blumen, dort Lebensmittel, organisiert den Familienalltag. Ein Auto vermisst sie dabei nicht.
Sebina ist sich sicher: Umsteigen ist Einstellungssache. „Wir sind so an unsere Autos gewöhnt. Die Leute möchten am liebsten wie bei Cars direkt mit dem Auto ins Stadion fahren“, sagt die Dortmunderin schmunzelnd. Dass das eigene Kfz hier und da ganz praktisch ist, leugnet sie nicht. Doch dass jeder Weg, so kurz er auch sei, mit dem Auto zurückgelegt wird, ist für sie nicht nachvollziehbar. „Innerstädtisch ist man mit dem Fahrrad, zu Fuß oder mit der Bahn immer schneller“, sagt die Friseurin. Und wenn es mal schüttet oder sie mit zu schweren Einkäufen beladen ist, springt sie zur Not in ein Taxi.
Wenn die 50-Jährige morgens zur Arbeit fährt, begegnen ihr mittlerweile bekannte Gesichter. Am Anfang habe man sich kaum bemerkt, mit der Zeit nickte man sich zu, und nun grüße man sich morgens an der Ampel, berichtet Sebina. Darüber freut sie sich: „Das ist doch super. So lernt man Stadt und Leute richtig kennen, irgendwann entsteht eine echte Gemeinschaft.“ Und auch für die Geschäfte freut sie sich. Denn wenn sie nach Feierabend noch über die Kaiserstraße schlendert, passiert es häufiger, dass sie doch noch einen Strauß frische Blumen mitnimmt oder in ihr Lieblingscafé auf einen Cappuccino einkehrt. So werde der lokale Einzelhandel angekurbelt und das pulsierende Dortmund könne weiterhin lebhaft bleiben.
Sebina ist gern draußen und liebt ihre Stadt – das merkt man sofort. Die vollen Straßen und Parkplätze Dortmunds empfindet sie als großen Nachteil. „Sonntagsmorgens ist in der Innenstadt alles leer – das ist gigantisch.“ Deswegen wäre ihre Traumvorstellung für Dortmund eine für Autos gesperrte Innenstadt. Dass das nicht immer umsetzbar ist, ist ihr klar – „doch zumindest fürs Wochenende könnte man das doch mal testen“.
FUSS e.V. setzt sich für die Interessen von Fußgänger*innen in Dortmund ein
© Bildmaterial: Stadt Dortmund